Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 1-2011

Liebe in der Partnerschaft - Grundgefühl oder kulturelle Konstruktion? Überlegungen zu einem Beziehungsideal und mögliche Konsequenzen für die Paartherapie

von Frank Natho (Autor)

Zusammenfassung:
Die Liebe - für viele Partnerschaften ist sie die wichtigste Grundlage des Zusammenseins und einer erfüllten gemeinsamen Sexualität. Sie soll ein ganz besonderes Gefühl sein, welches Menschen zueinander führt, aneinander bindet und die Partnerschaftszufriedenheit erhöht. Viele Paare glauben an dieses Gefühl, an dessen Kraft und magische Wirkung und so wird die Liebe zum Ideal für Ehe und Partnerschaft. Doch Ideale haben auch Nachteile, sie setzen Maßstäbe, verstärken den Druck, erhöhen die Erwartungen, idealisieren die Beziehung und verstärken die Sensibilität für das Vorhandensein oder das Fehlen von Liebe. Fehlt die Liebe, dann ist das oft ein Grund für Trennung, die wiederum emotionalen Stress bei allen Beteiligten auch bei den Kindern eines Paares auslöst. Wenn es die Liebe als Beziehungsideal nicht gäbe, könnten Paare sehr viel entspannter mit dem Verlust oder der zeitweisen Abwesenheit der Liebe umgehen. Das wäre für viele Paare sicher hilfreich. Doch wer sagt den Paaren, dass es auch ohne Liebe erfüllte Partnerschaft und Ehe geben kann? Vielleicht hilft der Ansatz, Liebe mehr als Konstrukt zu verstehen, dieses Gefühl in der Partnerschaft nicht zu überschätzen und andere beziehungsstiftende Elemente in der Partnerschaft stärker wertzuschätzen.

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